Es gibt sie ja tatsächlich. Diese Frauen, die Wehen bekommen, ins Krankenhaus fahren und ein paar Stunden später halten sie ihr Kind in den Armen. Ich kenne sie, diese Frauen. Und ich freue mich von Herzen für sie (auch wenn ich etwas neidisch bin…). Doch für mich ist diese ursprüngliche Version einer Geburt leider keine Option gewesen. Geplant war sie, klar. Aber eine Option war sie leider nicht…
Schlagwort: Hebamme
Ein Abschiedsbrief
Von einem Kind Abschied zu nehmen ist das Schlimmste und Unnatürlichste, das eine Familie durchmachen kann. Eltern sollten niemals am Grab ihrer Kinder stehen. Das ist falsch. Doch es passiert. Und es ist uns passiert. An Ostern 2015. Es gibt sehr viele verschiedene Wege damit umzugehen und auch wir sind nicht nur einen Weg der Verarbeitung gegangen. Einer war ein Abschiedsbrief. Im Mai 2015 habe ich mich hingesetzt und habe Matti einen Brief geschrieben. Ich habe lange gebraucht, um ihn zu veröffentlichen. Jetzt bin ich in Absprache mit meinem Mann soweit das zu tun:
2017 erzählten mein Mann und ich unsere Geschichte in dem Magazin „Lichtblicke“ der evangelischen Kirche Baden. Es war nicht einfach, aber wir taten es um Mut zu machen. Andere Eltern, die eine solche Erfahrung machen müssen, sollen wissen, dass das Leben weitergeht. Auch wenn die Zeit vermeintlich still steht, heißt das nicht, dass man nicht mehr lachen und glücklich sein darf. Meine liebe Kollegin Katja Syri hat aus unserer Geschichte einen wunderbaren Film gemacht. Er ist eingebettet in ein Studiogespräch. Bei etwa Minute 3.15 beginnt der Beitrag:
Es gibt ja Frauen die im Kreißsaal liegen, das Kind kommt an die Brust, es trinkt und alle sind glücklich. Das ist ein Traum. Doch leider funktioniert das nicht immer so. Ich hatte beim Stillen immer wahnsinnige Schmerzen. Jeder kam mit klugen Sprüchen. Ach, das gibt sich wieder. Halte durch! Ich sagte mir, nein. Ich möchte nicht durchhalten. Ich habe 36 bzw. 37 Wochen alles gegeben, um meine Kinder auf die Welt zu bringen. Ich mag nicht mehr durchhalten. Außerdem dachte ich mir, was fühlt das Kind? Es spürt eine Mama, die jedes Mal vor Schmerzen weint, wenn es an die Brust geht und trinkt. Was gebe ich meinem Kind für ein Gefühl. Und keine Frau kann mir erzählen, dass sie entspannt da sitzt, wenn sich das Stillen anfühlt als würden ihr gerade die Brustwarzen ohne Betäubungsmittel amputiert werden. Nein, das war keine Option. Also habe ich abgepumpt. Meine Milch war ja gut und sie war mehr als ausreichend. Ich habe alle 3-4 Stunden abgepumpt. Nachts alle 5 Stunden. Es war hart, es hat weh getan. Aber dadurch habe ich es geschafft, dass meine Kinder 100 Prozent Muttermilch bekamen. Zumindest die ersten drei Monate. Und die Maschine durfte ich hassen. Und: Ich habe sie gehasst. Aber so habe ich zumindest entspannt mein Kind füttern können.