Ihr Hebammen, ihr braucht wirklich starke Nerven! Ihr erlebt Familien in absoluten Ausnahmesituationen. Ihr begleitet Frauen durch 40 Wochen Schwangerschaft, bereitet sie auf die Geburt vor, sprecht mit ihnen über Ängste, Wünsche, Träume. Ihr seid Vertraute, beste Freundin, Ratgeber. Ihr seid medizinisch hervorragend ausgebildet, ihr macht Akupunktur, ihr kennt euch mit Naturheilkunde aus, ihr moxt, ihr schreibt und wertet CTG aus. Ihr begleitet Frauen in ihren extremsten Momenten, ihr unterstützt bei der Geburt, ihr habt wirklich einen körperlich anstrengenden Job. Ihr arbeitet im Schichtdienst und auch nach der Geburt seit ihr ein Jahr an der Seite der Familie. Ihr helft beim Stillen, ihr wiegt, kontrolliert, macht Rückbildung und habt für die schwierige Zeit am Anfang immer viele Ratschläge. Ohne euch wäre das Leben für Mütter und Väter deutlich schwieriger. Ihr gebt uns Sicherheit und ihr seid immer da. Und das alles ist nur ein kleiner Teil dessen, was ihr Hebammen täglich leistet.
Monat: Juni 2019
Ein Abschiedsbrief
Von einem Kind Abschied zu nehmen ist das Schlimmste und Unnatürlichste, das eine Familie durchmachen kann. Eltern sollten niemals am Grab ihrer Kinder stehen. Das ist falsch. Doch es passiert. Und es ist uns passiert. An Ostern 2015. Es gibt sehr viele verschiedene Wege damit umzugehen und auch wir sind nicht nur einen Weg der Verarbeitung gegangen. Einer war ein Abschiedsbrief. Im Mai 2015 habe ich mich hingesetzt und habe Matti einen Brief geschrieben. Ich habe lange gebraucht, um ihn zu veröffentlichen. Jetzt bin ich in Absprache mit meinem Mann soweit das zu tun:
2017 erzählten mein Mann und ich unsere Geschichte in dem Magazin „Lichtblicke“ der evangelischen Kirche Baden. Es war nicht einfach, aber wir taten es um Mut zu machen. Andere Eltern, die eine solche Erfahrung machen müssen, sollen wissen, dass das Leben weitergeht. Auch wenn die Zeit vermeintlich still steht, heißt das nicht, dass man nicht mehr lachen und glücklich sein darf. Meine liebe Kollegin Katja Syri hat aus unserer Geschichte einen wunderbaren Film gemacht. Er ist eingebettet in ein Studiogespräch. Bei etwa Minute 3.15 beginnt der Beitrag:
Ich habe mir jahrelang eingebildet, dass ich meine Tochter gut kenne und einschätzen kann. Seitdem ein paar Wochen ist das definitiv nicht mehr so. Sie macht Dinge, von denen ich dachte, sie macht das nie und auch umgekehrt ist das oft der Fall.